Zu den bekannten ISA-, EISA-, VL- und PCI-Steckplätzen für Erweiterungskarten gesellt sich nun ein weiterer Standard, der "Accelerated Graphics Port" (AGP). Dieser Steckplatz ist nur einmal auf dem Mainboard vorhanden und nimmt eine entsprechende AGP-Grafikkarte auf. AGP ist im Prinzip ein PCI-Bus mit 66 MHz, wobei die Datenbreite mit 32Bit gleichgeblieben ist. Neu ist die Zugriffsmöglichkeit des Grafikprozessors einer AGP-Karte auf den Hauptspeicher des Rechners. Neuere Chipsätze unterstützten den AGP 2X-, 4X- demnächst sogar den 8X-Modus, wobei sich die theoretische Datentransferrate dementsprechend vervielfältigt. Der AGP-Slot ist verwechslungssicher.
Hauptzweck von AGP ist die Beschleunigung aufwendiger, bewegter 3D-Grafik
Sobald die zur 3D-Berechnung notwendigen Texturen nicht mehr in den Grafikkarten-Speicher passen und auf den Hauptspeicher (möglichst SDRAM) ausgelagert werden müssen, ist gegenüber einer PCI-Grafikkarte mit deutlicher Leistungssteigerung zu rechnen. Außerdem könnten AGP-Grafikkarten mit weniger Grafikspeicher auskommen.
Damit AGP unter Windows 95 überhaupt läuft, braucht man folgendes:
Unter Windows 98, 98SE, ME, 2000 müssen folgende Treiber installiert werden:
- VxD-Treiber (auch VGARTD- oder AGP-Treiber genannt). Insbesondere bei Mainboards mit Nicht-Intel-Chipsätzen ist dieser Treiber notwendig.
- nur für Windows 98/98SE: DirectX (mindestens Version 5)
- Grafikkarten-Treiber
Windows NT 4.0 unterstützt kein AGP. Eine AGP-Karte wird wie eine herkömmliche PCI-Karte behandelt. Bevor man den Grafikkarten-Treiber installiert, sollte mindestens Service-Pack 5 installiert worden sein.
Laut Intel müssen Applikationen nichts von AGP wissen, um AGP-Speicher zu nutzen; sie sehen einfach einen entsprechend vergrößerten Bildspeicher. Um die Details kümmern sich der Grafikkartentreiber und das Betriebssystem.
Nach der Installation einer AGP-Grafikkarte wird unter Windows 95 OSR2 im Gerätemanager ein Speicherkonflikt angezeigt. Diese Meldung beruht auf einen Nebeneffekt des virtuellen VGARTD.VXD Treibers, der den Transfer zwischen dem lokalen VGA-Speicher und dem Hauptspeicher über den AGP-Bus händelt. Dieser Bug ist in Windows 98 (und folgende) behoben.
Ob AGP-Funktionen vorhanden sind, verrät "DirectX Show" aus dem DirectX-SDK. Dort gibt es unter "Primary Display-Adapter/Mem" einen Eintrag für "Non-local Vid-Mem". Sofern dort ein Wert ungleich null steht, ist alles in Ordnung. Auch die Angaben, die das Eigenschaften-Tool von DirectX 5.0 unter Direct-Draw macht, lassen Rückschlüsse zu. Ein Wert, der 8 oder 16 MByte oberhalb des lokalen Speichers der Grafikkarte liegt, weist auf AGP-Memory hin. Das Tool ist Bestandteil jeder DirectX-5.0-Installation und befindet sich in der Systemsteuerung.
Die DirectX-Eigenschaften zeigen bei DirectDraw unten rechts die Größe des Bildspeichers inklusive des nichtlokalen AGP-Memory.
Der Treiber VGART.VXD patcht die Speicherverwaltung von Windows 95 OSR2.1 beim erstmaligen Aufruf, damit das Betreibssystem mit nichtlokalem Videospeicher umgehen kann. Er steuert außerdem die Adreßrelozierungstabelle z.B. im 440LX-Chipsatz, die dafür sorgt, daß der Grafikchip sein nichtlokales Memory als zusammenhängenden Speicherbereich sieht.
AGP-Grafikkarten arbeiten unter Windows NT 4.0 mit Microsoft Service Pack 3 für NT 4.0 wie PCI-Karten, es kann also nicht der Hauptspeicher für Texturen verwendet werden. Open-GL-Anwendungen können erst unter Windows 98 bzw. Windows 2000 auf AGP-Speicher zugreifen.
Wer überprüfen will in welchem Modus seine Grafikkarte arbeitet, kann zum Beispiel die Diagnose-Funktion von PowerStrip zur Rate ziehen. Man hört zuweilen von Treiber-bedingten Instabilitäten insbesondere bei hochen CPU-Taktfrequenzen, so daß ein Herunterschalten des AGP-Modus von 4 auf 2 zu empfehlen ist, damit ein stabiler Betrieb möglich wird. Bei aktuellen Spiele-Programmen heutzutage noch keinen Einfluß auf die Performance, weil der Grafikkarten-Speicher groß genug für die verwendeten Texturen ist und die Leistungsfähigkeit des AGP-Ports noch nicht voll ausgeschöpft wird. Ganz neu ist der AGP 3.0-Standard (8X), der wegen leicht geänderter Signal-Belegung nur noch abwärtskompatibel mit AGP 2.0-Grafikkarten (4X) ist.
AGP-Standards | AGP 1.0 | AGP 2.0 | AGP 3.0 |
Name | AGP, AGP 2x | AGP 4x | AGP 8x |
Signal-Spannung | 3,3 V | 1,5 V | 0,8 V |
Taktrate | 66 MHz double-pumped | 66 MHz quad-pumped | 66 MHz octuple-pumped |
Busbreite | 32 Bits | 32 Bits | 32 Bits |
Datentransferrate | 533 MB/s | 1066 MB/s | 2133 MB/s |
Abwärtskompatibel | Ja | Ja | nur AGP 4x |
Im BIOS-Setup des Mainboards befindet sich unter Chipset Features meistens die Einstellung-Möglichkeit für die AGP Aperture Size. Hier sollte man den voreingestellten Wert nur verändern, falls es von dem Grafikkarten- oder Software-Hersteller empfohlen wird. Elsa empfielt z.B., diesen Eintrag auf die gleiche Größe wie der im Mainboard befindliche Arbeitsspeicher einzustellen, oder auf den nächst größeren Eintrag. Dieser Wert bestimmt den verfügbaren Platz für Daten der Grafikkarte im Hauptspeicher. Eine Vergrößerung zeigt bei heute üblichen Spielen allerdings keinen Einfluß auf die Performance. Auch bei karger Speicherausstattung nutzt eine größere bzw. kleinere AGP Aperture Size nichts. Einzige Auswirkung: Wenn der AGP-Platz zu klein ist, verweigern manche Spiele, zum Beispiel Unreal Tournament, den Dienst.